Ein Nachmittag im Frühling in St. Anna: Geschichten und Wünsche aus Gnigl

Armin Mühlböck

Es war ein freundlicher Frühlingsnachmittag in Gnigl. Die Sonne schien warm durch die Fenster des gemütlichen Senioren-Cafes in St. Anna, wo sich siebzehn ältere Bewohner und Bewohnerinnen des Stadtteils versammelt hatten. Bei frisch gebrühtem Kaffee und selbstgebackenem Kuchen begann ein lebhaftes Gespräch über das Leben und die Veränderungen in Gnigl sowie über die Bedürfnisse und Wünsche der älteren Generation.

Herausforderungen und Wünsche der Senioren und Seniorinnen

Eine resolute Dame Anfang achtzig eröffnete das Gespräch mit bestimmter Stimme: „Gnigl hat sich so sehr verändert“, sagte sie. Besonders das Fehlen sozialer Aktivitäten wurde beklagt: „Spielenachmittage, gemeinsame Ausflüge oder einfach mal zusammen ins Theater gehen“. Ihre Sitznachbarin stimmte ihr: „Ja, wir brauchen mehr Gelegenheiten, uns zu treffen. Aber es gibt heute keine Kaffeehäuser, Konditoreien und ähnlich geeignete Treffpunkte mehr.“ Eine Besucherin gab zu bedenken, dass es „auch keine Möglichkeiten ausreichend gut und günstig Essen zu gehen“ gibt und es an Mittagstischen fehlt. 

Ein großes Thema war auch die Verkehrsanbindung. „Die Buslinie 23 fährt sonntags gar nicht und mach abends viel zu früh dicht“, beschwerte sich ein männlicher Besucher. „Das macht es uns schwer, abends ins Theater oder Kino zu gehen.“ Und ist man zu Fuß unterwegs, um Besorgungen zu machen oder um spazieren zu gehen, fällt einfach auf: „Es gibt zu wenige öffentliche Toiletten. Besonders am Friedhof wäre es so wichtig.“

Das Problem mit den Asylwerbern und Asylwerberinnen

Eine besondere Sorge, die die Runde beschäftigte, war die Unterbringung von Asylwerbern und Asylwerberinnen neben einer Schule und direkt bei einer dunklen Bahnunterführung: „Es ist nicht sicher, besonders in der Dämmerung. Diese Unterführung sollte besser beleuchtet werden“, äußerte eine Besucherin am Nebentisch ihre Bedenken. Einer der Männer in der Runde fügte hinzu: „Warum werden die Asylwerber nicht über die ganze Stadt verteilt? Es wäre fairer und würde die Situation für uns alle verbessern. Eine bessere Einbindung in die Entscheidungsfindung wäre wünschenswert gewesen.“ Die Gruppe diskutierte lebhaft über mögliche Lösungen: „Vielleicht könnten wir gemeinsam mit der Stadtverwaltung daran arbeiten, die Bedingungen zu verbessern“, wurde vorgeschlagen. „Es wäre wichtig, dass wir uns sicher fühlen und gleichzeitig die Asylwerber willkommen heißen können.“

Ideen und Vorschläge

In der Gruppe wurden noch weitere Vorschläge für die Verbesserung der Lebensqualität der älteren Menschen aufgeworfen: „Warum nicht eine Tauschbörse einrichten? Jeder könnte das einbringen, was er kann. Ich könnte nähen, jemand anderes könnte einkaufen gehen.“ Auch ärztliche Versorgung wurde angesprochen: „Ein barrierefreies Ärztezentrum wäre fantastisch. Und vielleicht könnte man die Hundezonen besser organisieren, damit wir uns sicherer fühlen.“ Erneut kam die Rede auf die Beleuchtung der dunklen Bahnunterführung. „Das wäre wirklich hilfreich“, sagte ein Besucher. „Es würde uns allen ein sichereres Gefühl geben.“

Fazit: Der Weg zur Gemeinschaft

Trotz der vielen Herausforderungen blieb der Nachmittag von einem positiven Geist geprägt. Die Gespräche zeigten, wie wichtig es ist, die älteren Bewohner und Bewohnerinnen des Stadtteils einzubeziehen und ihre Stimmen zu hören. Es wurde deutlich, dass es nicht nur um die Infrastruktur geht, sondern auch um das Gefühl von Gemeinschaft, Zusammenhalt und Sicherheit. Die Gruppe war sich einig, dass sie gemeinsam etwas bewegen können. „Lasst uns diese Ideen weiterverfolgen“, sagte eine Besucherin zum Schluss. „Gemeinsam können wir Gnigl zu einem Ort machen, an dem wir uns alle wohlfühlen.“ Der Nachmittag in St. Anna endete mit fröhlichen Gesichtern und dem festen Entschluss, die Herausforderungen gemeinsam anzugehen. Die Geschichten und Wünsche der älteren Generation sind ein wertvoller Beitrag für die Zukunft von Gnigl. Und wer weiß, vielleicht wird aus diesen kleinen Gesprächen eine größere Bewegung hin zu einer umsorgenden und aktiven Gemeinschaft.

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