Dr. Armin Mühlböck
Der wissenschaftliche Part im Projekt „Umsorgenden Gemeinschaft“ basiert unter anderem auf einer standardisierten Befragung der primären Zielgruppe (alte Menschen ab 75 Jahren), an der bis dato insgesamt 57 Personen teilnahmen (Stand: 1.5.2024). Ziel war es, Daten über die Bedürfnisse der primären Zielgruppe, ältere Menschen ab 75 Jahren, zu erheben, Erkenntnisse für die Weiterentwicklung der Umsorgenden Gemeinschaft zu generieren und die Teilnehmenden zur eigenen Gestaltung des Lebensumfeldes zu motivieren. Der vorliegende Bericht fasst die wichtigsten Ergebnisse zusammen und zeigt Potenziale sowie Herausforderungen auf.
Die Teilnehmer:innen der Befragung lassen sich wie folgt charakterisieren: Die überwiegende Mehrheit sind Frauen (80,7%), die österreichische Staatsbürger:innen sind (89,5%) und deren Erstsprache Deutsch ist (94,7%). Hinsichtlich der Bildung haben die meisten einen Pflichtschulabschluss und/oder eine Lehre (77,2%) absolviert, während ein kleinerer Anteil eine höhere Schulausbildung mit Matura und/oder Hochschulabschluss aufweist (22,8%).
Die Befragung zeigt, dass soziale Kontakte für die befragten älteren Menschen von großer Bedeutung sind. Eine Mehrheit pflegt regelmäßigen Kontakt zu Nachbar:innen (70%), Familienmitgliedern (70%) und Freund:innen/Bekannten (63%). Wenngleich von einer Minderheit auszugehen ist, gibt es aber auch Personen, die seltener oder keine soziale/n Kontakte in ihrer Umgebung haben. Dies unterstreicht die Wichtigkeit der Förderung sozialer Interaktionen im Alter.
Die Ergebnisse der Befragung führen zudem vor Augen, dass ein Großteil der Befragten auf ein funktionierendes soziales Netzwerk zurückgreifen kann. Die meisten haben mindestens eine vertraute Person, auf die sie sich jederzeit verlassen können (91%), fühlen sich eng verbunden mit anderen (91%) und erhalten Unterstützung, wenn sie diese benötigen (93%). So kann eine klare Mehrheit im Bedarfsfall Werkzeug oder Lebensmittel in der Nachbarschaft ausleihen (82%). Nur wenige fühlen sich im Stich gelassen (4%).
Hinsichtlich der Inanspruchnahme sozialer Dienstleistungen stehen medizinische Angebote im Vordergrund. Die meisten befragten Personen nehmen regelmäßig Dienste ihres Hausarztes oder ihrer Hausärztin in Anspruch (77%). Es folgen Haushaltshilfen (30%), Hauskrankenpflege (7%) und Essen auf Rädern (5%). Es zeigte sich, dass alte Menschen im Projektumfeld vor allem allgemein-medizinische Unterstützung in Anspruch nehmen und (noch) keinen Bedarf nach Betreuungsleistungen sehen.
Eine zentrale Zielsetzung des Projekts ist die Förderung von Gemeinschaft und Selbsthilfe. Die Befragten äußerten Interesse an sozialen Interaktionen, jedoch mit unterschiedlichen Präferenzen. Während etwa die Hälfte sozialen Anschluss wünscht (47%), möchten andere eher den Austausch mit gleichaltrigen Personen (58%) oder verschiedenen Altersgruppen (47%). Zudem zeigen sich Bereitschaften, andere zu unterstützen (53%).
Die vorliegenden Ergebnisse der Befragung zur Umsorgenden Gemeinschaft zeigen ein facettenreiches Bild der Bedürfnisse und Wünsche älterer Menschen ab 75 Jahren. Es besteht eine deutliche Nachfrage nach sozialen Interaktionen und Unterstützung, wobei die Präferenzen individuell variieren. Die Ergebnisse legen nahe, dass die Förderung von Gemeinschaft und Selbsthilfe einen wichtigen Beitrag zur Lebensqualität älterer Menschen leisten kann. Zudem verdeutlicht die Befragung, dass soziale Dienstleistungen, insbesondere im medizinischen Bereich, eine hohe Relevanz haben. Die Ergebnisse bieten wertvolle Einblicke für die (Weiter-)Entwicklung der Umsorgenden Gemeinschaft und die bedarfsgerechte Gestaltung des Lebensumfeldes älterer Menschen.