Welche Folgen ein Flyer im Wartezimmer eines Hausarztes haben kann

Mag.a Christine Schneider-Worliczek DGKP

Schuld war ein Flyer im Wartezimmer meines Hausarztes, als ich im Jänner 2023 dort war. „Umsorgende Gemeinschaft“ stand darauf, ein Netzwerk für Senior:innen sollte im Stadtteil Gnigl aufgebaut werden – das interessierte mich! Und immer, wenn ich was wissen will, kann ich es nicht lassen – schnell war ein E-Mail verfasst, mein Lebenslauf angehängt. Vielleicht könnte ich als Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin ja auch meinen Beitrag dazu leisten. Ich wohne selbst in Gnigl und habe auch den Wunsch, hier gut alt zu werden. 

Aus meinem ehrenamtlichen Engagement, bei dem ich in Folge meines Emails Maria Pramhas, die Umsorgeentwicklerin in Gnigl, einige Monate unterstützen durfte, ergab es sich dann mit Oktober 2023, dass ich den gesundheitsfördernden Teil des Projektes im Stadtteil offiziell übernehmen durfte.


Wie ist es mir seither ergangen? Hier eine kurze Rückschau: 


„Gnigl“ besteht in unserem Fall aus Gnigl, Sam und Langwied. Zwei Pfarrzentren bieten hier bereits Programme für Senior:innen an. So versuche ich, mich in sämtlichen Gruppen vorzustellen und das Projekt der „Umsorgenden Gemeinschaft“ zu präsentieren. 

Auch die Hausärzte haben ein Interesse an dem Projekt, ich drehe regelmäßig meine Runden bei den Ordinationen, liefere Programmflyer nach, frage nach, ob sie sonst etwas von mir brauchen. 

Mitte November dann die Werbeaktion in der Gnigler Apotheke: Ich durfte einen Vormittag lang Flyer verteilen, habe mit Senior:innen über das Projekt gesprochen, hatte sogar das Roll-up mitgeschleppt, damit das Projekt noch präsenter wird. 

Ich habe mir übrigens angewöhnt immer Flyer von unserem Programm in der Handtasche mit zu haben. So habe ich doch tatsächlich neulich an der Supermarkt-Kassa eine ältere Dame angesprochen. Sie wirkte irgendwie einsam. Ich gab ihr einen Flyer mit der Einladung zum Senior:innencafe. Sie hat sich sehr bedankt und war sichtlich erfreut. 

Sogar meine Gartenhütte hat ein „wasserfestes Plakat“ bekommen. Sie steht mit dem Rücken zum stark frequentierten Geh- und Radweg, Senior:innen gehen dort mit den Hunden spazieren.

Denn jede:r einzelne erkennt die Chance, dass sich dadurch Dinge in unserem Stadtteil verbessern könnten. 

Insgesamt stößt das Projekt bei jenen Senior: Innen, die ich erreiche, auf Begeisterung. Besonders wenn ich ein Umsorgegespräch durchführen darf, ist das Engagement und die Bemühung, ausführliche Antworten zu geben, groß. Denn jede:r einzelne erkennt die Chance, dass sich dadurch Dinge in unserem Stadtteil verbessern könnten. 

Auch die „Befindlichkeitsskala“, auf der die Befragten Ihr Wohlbefinden einstufen, kommt gut an. War ich zuerst skeptisch, ob es nicht zu umständlich sei, so ist es nun schön zu sehen, wie ältere Menschen das eigene Befinden reflektieren. Oft werden dabei auch Dinge angesprochen, die sehr persönlich sind – ich bin dankbar über das Vertrauen, das mir hier entgegengebracht wird. 

Inzwischen werde ich „weiterempfohlen“: jene, die das Gespräch mit mir geführt haben, wissen wieder jemanden, der/dem das guttun würde und die/der gerne ihren/seinen Beitrag leisten mag. 

Wenn es mir möglich ist, begleite ich auch unsere Senior:innenveranstaltungen in St. Anna, unserem Zentrum. Auch hier ergeben sich immer wieder Gesprächsmöglichkeiten, die Teilnehmer:innen gehen nach einem gemeinsamen Nachmittag zufrieden nach Hause. Es wird viel gelacht und oft kommt jemand drauf, dass er/sie „eh wen anderen, der da ist, auch kennt“. Gnigl hat zumindest bei dieser Generation die einst dörfliche Struktur noch nicht ganz verloren, das ist für mich schön zu sehen.

Im Advent findet nun noch einmal das Senior:innen-Café statt – diesmal mit Zitherspieler, den das Bewohnerservice Gnigl-Schallmoos organisiert hat. Gemeinsam mit Egon Gartner vom Bewohnerservice finden noch die Stiegenhaus-Gespräche statt. Dabei werden ein paar Wohnblöcke aufgesucht, es wird gefragt, was die Menschen brauchen. Ich bin neugierig, das ist für mich komplettes Neuland. Aber ich sehe auch hier wieder eine wunderbare Möglichkeit die Menschen DIREKT zu erreichen.

Und ebenso der Besuch der Kindergartenkinder vom Kindergarten Alterbach steht vor Weihnachten noch einmal an. Einmal im Monat machen sie sich die Mühe, ein paar Pädagoginnen kommen mit einigen Kindern extra nach St. Anna. Dann wird gesungen, gebastelt, ein kleines Theaterstück gespielt – was eben gerade passt. 


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