Umsorgende Gemeinschaft bei Plattform Demenzstrategie

Über Einladung der Pflegeberatung des Landes Salzburg wirkte Thomas Diller von conSalis bei der Arbeitstagung der Plattform Demenzstrategie am 28. Mai 2024 in Velden am Wörthersee mit. Der Projektkoordinator der „Umsorgende Gemeinschaft“ informierte über das Projekt im Rahmen der Poster-Präsentationen und über einen kurzen Input vor den rund 200 Teilnehmenden. Zentrale Botschaft war, dass es statt der in Österreich dominierenden „Versorgungshaltung“ einer „Umsorgehaltung“ bedarf, statt erst zu reagieren, wenn Problem schlagend werden – wenn es „brennt“ -, gilt es in Gemeinschaft und Gegenseitigkeit vorhandenen Ressourcen zu nutzen bzw. Potenziale zu stärken, um Probleme zu vermeiden oder darauf vorbereitet zu sein.

Die sehr gelungene Tagung der Plattform Demenzstrategie war von einem dialogischen Zugang getragen, im Mittelpunkt standen die Erfahrungsberichte der Handelnden in Interview-Form.
 
Den von einer Demenz-Erkrankung Betroffenen wurde der Raum gegeben, ihre Erfahrungen und Wünsche kundzutun. Es sprach eine Repräsentantin der Arbeitsgruppe Selbstvertretung Demenz-Erkrankter, es erzählten pflegende Angehörige und es gaben vor allem auch von Demenz unmittelbar Betroffene Einblick in ihre Lebenswelt. Um den Betroffenen ihre Mitwirkung zu erleichtern, waren sie vorab schon interviewt worden, die einfühlenden Videos wurden dann in ihrer Anwesenheit vorgeführt, sie konnten noch ergänzend erzählen. Der von der Plattform Demenz gewählte Zugang spiegelte nicht nur die Wertschätzung gegenüber den Betroffenen, er zeigte eindrücklich, welcher Wille, welche Lebensfreude diese Menschen erfüllt.

Im Fokus der Tagung stand die Umsetzung der Demenzstrategie auf kommunaler Ebene, wieweit lässt sich das Konzept der „Caring Community“ dafür nutzen. Zwei beispielgebende Kärntner Gemeinden – Moosburg und Velden – berichteten über ihre Erfahrungen und Erfolge (www.aktiondemenzmoosburg.at/www.demenzzirkel.at/)

Im Projekt „Umsorgende Gemeinschaft“ erprobt conSalis, finanziert vom Fonds Gesundes Österreich, in zwei Salzburg Stadtteilen ein Caring Community Modell. Dabei stehen die alten Menschen in Mittelpunkt, sie sollen in ihrem Wollen gestärkt und unterstützt werden, zivilgesellschaftliches Engagement trägt zu dieser Unterstützung bei, das gemeinsame Tun fördert zudem die Gesundheit und das Verständnis der sich engagierenden Freiwilligen. Sozialarbeiterische und pflegefachkompetente Begleitung stützen dieses Engagement, führen die Mitwirkenden zu selbstbestimmtem, selbstorganisierendem Wirken. Seitens der Gemeinde werden personelle, kommunikative und räumliche Ressourcen zur Verfügung gestellt.

Die Berichte der beiden Gemeinden, vorgetragen von Betroffenen und ihren Angehörigen, engagierten Freiwilligen, fachkompetenten Begleiterinnen und Vertretenden der Gemeinden, belegten, dass sich dieser Caring Community Zugang, hier fokussiert auf Menschen mit Demenz, in der Praxis bewährt.

Um erfolgreich zu sein, braucht es allerdings Geduld und Ressourcen. 
Geduld, um den Menschen die Zeit zu geben, selbst die Gestaltung zu übernehmen, aus einer passiven in eine aktive Rolle zu kommen. Es braucht aber auch Zeit für den Aufbau von Vertrauen und für die Überwindung der Scham, die in unserer Gesellschaft bei Hilfsbedürftigkeit empfunden wird, bei den unmittelbaren Betroffenen, aber auch bei ihren Angehörigen. Viel zu lange – das waren die konkreten Berichte in Velden – redet man sich ein, es ist ohnehin alles in Ordnung, das schaffe man ohne Beiziehung Dritter.
Ressourcen werden benötigt, Raum für das Zusammenkommen, Kanäle, um miteinander zu kommunizieren und fachlich kompetente Begleitung für die Sicherheit am richtigen Weg zu sein. In beiden Gemeinden war eine pflegefachkompetente Begleiterin Kernelement des Erfolges, insbesondere als niederschwellige Ansprechperson zum Gewinnen von Orientierung.

Der Caring Community Ansatz wirkt, es braucht dazu die Aktivierung und Einbeziehung der Menschen im Mittelpunkt, zivilgesellschaftlich unterstützendes Engagement und die aktive Unterstützung durch die Kommune. Bei der Tagung in Velden ist es den Veranstaltern, BMSGPK und Land Kärnten, gelungen, dies in der Inszenierung der Tagung erlebbar zu machen.